Mailinglisten Bullshit

In zwei von drei käuflichen Musikmarketing Kursen geht es um nichts anderes als eMail Marketingsysteme mit Squeezepages, Mailinglisten und automatisierten vorgetäuschten Sonderangeboten. Doch diese Kurse lassen ein entscheidendes Merkmal vermissen und erweisen sich obendrein zwar als funktionierend aber auch als ineffektiv im Vergleich mit anderen Methoden der Musikvermarktung.

Nehmen wir es gerne vorweg. Ich habe es ausprobiert und parallel zu meiner „herkömmlichen“ Albumpromotion auch ein eMail Marketingsystem getestet, streng nach Anleitung. Das Ergebnis? Zum Zeitpunkt, als ich 100 CD Verkäufe verzeichnen konnte, hatten sich gerade einmal 12 Menschen in die Mailingliste eingetragen und bis dato noch nichts gekauft.

Fitnesskurse und Anlageberatung vs. Musik
eMail Marketing funktioniert gut bei hochpreisigen Informationsprodukten: Fitnesskurse, Diäten oder Vermögensberatung. Bei derartigen Produkten steht für den Käufer die Information und das eigene Ergebnis im Vordergrund. Der Kursleiter oder Berater muss dabei weder gefallen noch sympathisch sein, da der persönliche Bezug hier wenig Bedeutung hat.

Anders ist dies aber bei einem emotionalen Produkt wie Musik. Hier spielt die Identifikation mit dem Interpreten nach wie vor eine wichtige Rolle, vor allem bei ungesignten Bands, wo das Fan – Musiker Verhältnis noch einmal intensiver, direkter und persönlicher geworden ist.

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Eine Frage der Glaubwürdigkeit
Beginnt ein Musiker nun, seine Fans direkt nach der Registrierung über drei Tage hinweg mit automatisierten eMails zu bombardieren, in denen vermeintliche Sonderangebote („50% Nachlass, nur heute !!!“) unterbreitet werden, fällt er schnell in Ungnade. Zu penetrant, zu schmierig, zu unglaubwürdig und der Rabatt wirkt auf den ersten Blick wie ein Ausverkauf. Läuft wohl nicht so gut, was? Und morgen soll der Sonderpreis nicht mehr gelten, der Link zum Angebot funktioniert aber auch noch Wochen und Monate später? Für wie beschränkt hält der Musiker seine Fans denn?

Die Promotion fehlt
Was solche eMail Marketing Kurse entweder gänzlich vermissen lassen oder lediglich am Rande tangieren ist die Bewerbung solcher Mailinglisten. Wo soll man die passenden Fans finden und sie zum Eintragen überzeugen? Dieses „Fans finden“ ist jedoch die wichtigste Grundlage allen Marketings, ein Thema, vielleicht sogar eine Wissenschaft für sich. Genau hier sollte man Musikern unter die Arme greifen. Denn ohne erreichte Fans, also faktisch ohne Promotionkampagne, gibt es keine Käufer und eben auch keine Newsletterabonnenten.

Wenn man den Fan schon mal an der Angel hat…
Schauen wir kurz in die simple Realität. Nehmen wir an, wir betreiben einen Gemüseladen mitten in der Stadt. Wir haben Werbung gemacht und jetzt stehen Kunden vor der Türe. Was tun wir? Geben wir ihnen einen Zettel in die Hand, auf den sie ihre eMail Adressen schreiben sollen und schicken sie anschließend wieder nach Hause? Oder bitten wir sie herein und verkaufen ihnen Gemüse?

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Als Musiker haben wir also den richtigen Fan erreicht, überzeugt, sein Vertrauen gewonnen und können ihn zu einer Handlung bewegen. Vier immens wichtige Schritte sind erfolgreich getan, viel Zeit und Mühe, auch Geld, wurden investiert. Jetzt ist es an uns, die Entscheidung zu treffen: schicken wir den Fan zu unserem Shop oder lassen wir ihn sich in die Mailingliste eintragen, um in dann erneut fast von vorne zu beackern?

Keine Frage, auch solche Systeme funktionieren. Selbst wenn dabei jährlich nur ein einziger Verkauf erfolgt – faktisch hat es geklappt. Der Punkt ist der, dass andere Methoden wesentlich größere Erfolge bringen, wie in meinem selbst erlebten oben erwähnten Beispiel rund das Zehnfache.

Auch ich habe eine Mailingliste. Doch die Menschen, die sich dort eingetragen haben (abzüglich der 12 oben erwähnten), sind allesamt Fans, die meine Musik bereits gekauft und sich dann hinterher eingetragen haben, um auf dem Laufenden zu bleiben. Kündige ich ein neues Album über diese Mailingliste an, kaufen über 30% der Empfänger direkt über meine Website eine handsignierte CD. Bei den oben angesprochenen eMail Marketingsystemen geht man von einer Erfolgsrate von 3% bis 5% aus. Nicht gerade viel, wenn man bedenkt, wie viel Mühe es kostet, 100 neue Fans zu gewinnen.

Versprechen über automatische Einkommen klingen schön und gut, doch mit klassischer Mühe ist wesentlich mehr erreicht. Als Alternative schlage ich vor, die 97 Dollar, die solche Systeme üblicherweise kosten, lieber in Porto und Briefumschläge zu investieren und zielgruppengenaue Musikwebsites und Blogs zu bemustern. Mir hat es zehn mal mehr gebracht.

Viel Erfolg und Augen auf beim Eierkauf !!!

Es gibt noch Tickets für die MusicBiz Madness Konferenz am 11.10.2015 in Frankfurt.

Julian Angel

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Über Julian Angel

Julian Angel ist chartnotierter Rockmusiker mit Hollywood Filmmusik Credits, Eventproduzent und Organisator der MusicBiz Madness Konferenz, Deutschlands erster Musikbusiness Konferenz für Musiker.
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