Image – das böse Wort für Musiker

„Image bigger than substance“ oder “ich will nicht auf mein Aussehen reduziert werden” sind gern zitierte Floskeln, um dem Wort „Image“ einen bösen Beigeschmack zu geben. Warum sich so viele Musiker gegen ein eigenes Image wehren, ist nicht wirklich verständlich. Schließlich kann ein Image die Botschaft der Musik verstärken und das Gesamtpaket abrunden.

Drehen wir doch den Fall einmal um. Geben wir dem Image etwas Musik. Genau das erleben wir seit Jahrzehnten in Filmen. Bewegte Bilder (Images) werden mit Musik untermalt, um den Charakter der jeweiligen Szene hervorzuheben. Warum sollen wir es also nicht auch umgekehrt tun und unserer Musik mit dem passenden (Selbst)bild eine stärkere Wirkung verpassen?

Image ist Erkennungsmerkmal
Fans verschiedener Musikrichtungen sind geradezu geprägt auf das optische Erscheinungsbild ihrer Musik. Ich jedenfalls erkenne anhand des Plattencovers, welche Musik mir gefällt. Band- und Künstlernamen, Logodesign, gestalterische Elemente und niemals zuletzt das Bandfoto lassen klare Schlüsse auf die Stilrichtung zu, sogar auf tiefer angesiedelte Subkategorien.

Volksmusiker tragen Tracht, Rapper tragen viel Schmuck, Metaller haben lange Haare, Jazzer spielen halbakustische Gitarren, Countrymusiker posieren vor Trucks oder roten Felsen. Zugegeben, etwas stereotyp, aber die Richtung passt. Als Fans reagieren wir auf gewisse stilrelevante Reize. Sich als Musiker dieser Reize zu bedienen muss nicht als klischeebeladen abgetan werden. Vielmehr ist derjenige schlau, er sich die Gegebenheiten seiner Szene zu Nutze macht. Schließlich gehören wir doch alle irgendeiner Szene an.

Repräsentanten der Szene
Und genau diese Szene wollen wir repräsentieren – und das nicht nur musikalisch. Wir senden Botschaften aus, stehen für die Ideale unserer Gruppierung ein und zeigen auch ohne Klänge deutlich: wir gehören zu Euch! Am Ende geht es dabei auch um die Glaubwürdigkeit, die ein Fan einfach von uns erwartet. Welcher Hip Hopper nimmt einem Staubsaugervertreter das „F-Wort“ ab? Wie käme wohl ein Typ mit Trekkingsandalen in der Glamrock Szene an?

Beim Image geht es also mitunter darum, nicht nur eine bestimmte Art Musik zu spielen, sondern gleich den ganzen Lebensstil zu vertreten. Denn wer kann die Musik authentischer herüberbringen als derjenige, der selbst Teil des großen Ganzen ist? Als Beispiel fällt mir Brian Setzer von den Stray Cats ein. Setzer macht 50er Rockabilly, spielt eine Gretsch Hollowbody, hat eine Haartolle und tätowierte Arme, trägt Lederjacken, fährt Hot Rods und Custom Bikes. Kein Wunder dass er in dieser Szene besser ankommt als (unser Fake) Dick „Sasha“ Brave.

Welches Image passt zu mir?
Image bedeutet nicht immer plastische Chirurgie und Hüftwackeln. Wie oben beschrieben geht es darum, die eigene Botschaft auch ohne Musik verbreiten zu können: durch außermusikalische Aktivitäten, durch die Wortwahl in Interviews, den Lebensstil oder optisch durch Kleidung, um auch auf diesem Weg mögliche Fans zu überzeugen, zu gewinnen und zu halten – und um sich selbst aus der (gesichtslosen) Masse hervorzuheben. Wie das eigene Image nun aussehen soll, möge bitte jeder in Hinblick auf seine Message und seine Szene selbst wählen. Dies ist lediglich ein Denkanstoß.

Wer einen Schritt weitergehen mag, kann sich zudem noch ein ganz persönliches Markenzeichen zulegen wie Udo Lindenbergs Hut, der Zylinder von Slash, Alice Coopers Make-Up, das Zähnefletschen von Billy Idol oder die Bärte von ZZ Top.  

 

Viel Erfolg – Julian Angel

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Über Julian Angel

Julian Angel ist chartnotierter Rockmusiker mit Hollywood Filmmusik Credits, Eventproduzent und Organisator der MusicBiz Madness Konferenz, Deutschlands erster Musikbusiness Konferenz für Musiker.
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