Streaming macht rund 13% des Gesamtumsatzes in Deutschland aus, Vinyl hat um gut 30% zugelegt, die CD ist mit über 60% nach wie vor Marktführer. Interessante Zahlen für das Gesamtbild der Musikbranche. Doch sind sie von derart großer Bedeutung für den sich selbst vermarktenden Musiker, dem überwiegend nur die Untergrundszene als Werbe- und Verkaufsplattform zur Verfügung steht?
Über den Underground des Musikbusiness gibt es kaum Zahlen, schon alleine deshalb nicht, weil er sich nicht wie Mainstreammedien und große Handelsketten überwachen lässt. Hier werden Tonträger und Merchandise Artikel ohne Barcode verkauft, kleine Clubs und Kneipen liefern keine Besucherzahlen an die Marktforschung, während Musiker nur zu gerne schummeln, wenn sie zu ihren Verkaufszahlen befragt werden.
Es gibt demnach kaum erkennbare Trends, weder im Bereich des Marketings, noch im Kaufverhalten der Fans. Jede stilistische Ecke hat ohnehin ihre ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten. Dennoch besteht für selbstvermarktende Musiker kein Grund zur Orientierungslosigkeit. Viele Kollegen liefern immer wieder kleine und große Erfolgsgeschichten, die es nachzuahmen lohnt, die mindestens aber als Inspiration für die eigene Vermarktung dienen können.
Der Vegan Black Metal Chef aus Orlando, Florida growlt vegane Kochrezepte auf Youtube mit zum Teil siebenstelligen Besucherzahlen und bewirbt dadurch seine CDs und DVDs sowie Merchandise und Werbeanzeigen.
3.000 Weihnachtsgrußkarten verschickte Country Sängerin Danika Holmes an die gesammelten Adressen bisheriger Käufer, um damit auf Ihre Weihnachts-CD aufmerksam zu machen. Rund 1.200 Stück hat sie verkauft, darunter auch größere Pakete an Firmen, welche ihrerseits die CDs als Werbegeschenke an ihre Kunden weitergegeben haben.
Themenalben sind die Spezialität von Kinderliedermacher Mr. Billy, vielmehr noch seine Art, auf sich aufmerksam zu machen: Sein Zoo Album spielte er teilweise mit Laptop, Mikro und Gitarre in einem Tierpark ein, das Album zum Thema Eisenbahnen entstand an Bahnhöfen und in Zügen. Irgendwann wollten dann auch die Medien über den seltsamen Musiker berichten.
Die Musikernation gespalten hat ‚Massenproduzent’ Matt Farley. Rund 14.000 meist sehr simple Songs von ihm sind bei Spotify zu finden. Mit Hilfe schlagwortträchtiger Songtitel generiert jeder Song ein paar wenige Dollar, die Masse macht’s für ihn.
Um schnell etwas Geld in die Bandkasse zu spielen, packten die Rocker von Beautiful Beast 17 bisher unveröffentlichte Demos zu einer Zip-Datei und boten sie den hart gesottenen Fans zeitlich begrenzt auf ihrer Website zum Download an. Ähnlich machten es Godslave aus dem Saarland. Auf 77 professionell gefertigten CD-Rs gab es einen Livemitschnitt zu kaufen – und zwar nur für Newsletterabonnenten.
Auch im Livebereich lässt sich mit guten Ideen punkten. So bewarb die Coverband Pink Dragon ihre Galashow mit Unplugged Darbietungen in der Fußgängerzone, wo man gleichzeitig auch Tickets erwerben konnte. Auf Besucherbindung setzen die Norweger S.E.K.S., indem sie bei ihren Gigs Stempelkärtchen vergeben. Bei fünf Stempeln bekommt man ein eigens dafür bedrucktes T-Shirt geschenkt.
Außergewöhnliche Showkonzepte erregen ebenso Aufmerksamkeit: Das Hausdachkonzert von Erdmöbel, wenngleich wohl eher als Publicitymaßnahme geeignet, die Band Helter Skelter, die Rockkonzert und Candlelight Dinner vereint oder die geniale Idee der Heavy Metal Kreuzfahrten. Glücklich, wer es erfindet, noch glücklicher, wer es etablieren kann.
Wenn selbstvermarktende Musiker gegenüber jenen mit Plattendeal einen großen Vorteil haben, dann ist es die Möglichkeit, selbst kreative Maßnahmen zu ergreifen und diese ohne lange Diskussionen und Meetings umzusetzen.
Doch nicht alles funktioniert gleich auf Anhieb. Insbesondere die Gepflogenheiten der jeweiligen Szene und die Sprache der Zielgruppe müssen bei allen Ideen berücksichtigt werden. Aber genau das tut jedes Marketingunternehmen: testen. Was Erfolg bringt, wird weiter vorangetrieben, bleibt der Erfolg aus, können gerade die Unabhängigen den Kurs schnell wieder ändern. Ein Ruderboot lässt sich schließlich schneller wenden als ein riesiger Frachter.
Haltet also Augen und Ohren offen nach neuen Marketingideen und Werbemaßnahmen, egal ob sie von einer konkurrierenden Band oder vom Gemüsehändler im Heimatdorf stammen. Ein Bisschen kann man sich immer zurecht biegen und zu Nutze machen.
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