Bedingt durch die Klischees von Besetzungscouch und Kokain herrscht allgemein die Illusion, in der Musikbranche gehe – sowieso – alles anders. Da aber, wenn alle Rauschmittel erfolgreich konsumiert worden sind, am Ende auch nur BWL betrieben wird, kannst Du auch bei Deiner Bewerbung bei Managements, Labels oder Verlagen durchaus betriebswirtschaftlich denken. Der Ton darf dabei natürlich cool und locker bleiben.
Aus diesem Grund lass uns doch eine Reihe starten, wie man sich erfolgreich bei Musikverlagen, Plattenfirmen und Managements bewirbt. Aus Lust und Laune beginnen wir heute mit Songwritern, die einen Musikverlag suchen.
„Hiermit bewerbe ich mich als Bäcker in Ihrer Bäckerei“. Das ist klar und präzise, so haben wir es gelernt – okay, die anderen, die mit den normalen Jobs. Umso verwunderlicher ist es, dass in der Musikbranche zu gerne nahezu unpersönliche eMails verschickt werden mit solch einfallsreichen „Aufforderungen“ wie „hört Euch meine Musik an“.
Zurecht fragt sich der Mensch am anderen Ende der Leitung „was zur Hölle soll ich denn mit Dir anfangen?“
In einem Podcast mit Joel Feinberg vom Musikverlag De Wolfe Music USA beklagt dieser die mangelhaften Hausaufgaben, die Songwriter machen, dabei könnte man durchaus etwas Recherche seitens der Musiker erwarten: Was genau tut dieser Verlag? Wen vertritt er bereits? Wo hat er Musik platziert? Hat er sich auf eine bestimmte Richtung spezialisiert?
Und daraus ergeben sich für Songwriter drei entscheidende Fragen:
- Wo passe ich dort hinein?
- was kann ich bieten?
- wie soll es nach dieser Kontaktaufnahme weitergehen?
„Ich freue mich, dass Sie sich auf Hörnchen spezialisieren, denn mit Hörnchen habe ich meine Meisterprüfung gemacht“ könnte der Bäcker in seiner Bewerbung schreiben. Deutlich besser als „Ich suche eine Stelle, haben Sie was?“
Da Du Dich in der Regel per eMail vorstellen wirst, schreibst Du am besten einen einzigen Satz über Dich, denn zu mehr Lektüre fehlt dem Empfänger die Zeit. Du kennst das Motto „don’t bore us, get to the chorus“.
Komme dann gleich zur Sache und lege dar, was Du willst: Deinen Song von einem Superstar gesungen und veröffentlicht bekommen. Aber von welchem denn? Und hat der Verlag überhaupt einen Draht zu ihm? Das könnte in etwa so aussehen:
„Da Ihr sehr viele Songs im Schlagerbereich platzieren konntet, insbesondere mit Felene Hischer, möchte ich Euch hier zwei meiner Titel anbieten, die Felene sehr gut zu Gesicht stehen würden. Bei Interesse würde ich mich freuen, Euch und Euren Deal kennen zu lernen undeine Strategie zu schmieden“.
In den Text fügst Du einen (!) Link zu einer Seite ein, auf der die betreffenden Songs gehört werden können (gestreamt, kein Download – und bitte niemals Dateianhänge verschicken). Und zwar nur die angebotenen Songs, denn es soll maßgeschneidert aussehen. Das bedeutet natürlich, dass Du für jeden Kontakt, den Du anschreibst, eine gesonderte Seite einrichtest. Diese Mühe solltest Du Dir tatsächlich machen: eine Seite für den Schlagerverlag, eine für den Verlag, der sich auf aktuelle Popthemen spezialisiert – und auch dem „wir machen alles“ Verlag darfst Du gerne mit auf den Weg geben, zu welcher Art Interpret Dein Song am besten passt und eine entsprechende Seite dafür basteln.
Wenn Du bei einem Deiner Songs einen bestimmten Interpreten im Kopf hast, bist Du natürlich klar im Vorteil, wenn Du vorher herausfindest, z.B. über das CD Booklet, bei welchen Musikverlagen die Songs dieses Interpreten verlegt werden und Dich daraufhin direkt an diese Verlage wendest.
Grundsätzlich ist es wichtig, den Leuten immer eine Gedankenstütze zu geben, wohin die Reise mit Dir gehen soll. Erwarte nicht, dass sie Dein verborgenes Talent entdecken, sondern erkläre ihnen selbst, was Dich so besonders macht, was sie mit Dir tun können und was Du Dir von der Zusammenarbeit mit ihnen erhoffst. Damit lässt Du, laut Joel Feinberg, gut 80% aller Bewerber hinter Dir…
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