Fuck local – here’s the world. Ein überarbeiteter Beitrag, der die Chancen aufzeigt, die sich außerhalb lokaler Grenzen auftun. Regionale Bekanntheit ist wichtig, aber noch mehr lohnt es sich für jeden Musiker, die weltweit stilistisch relevante Szene ins Visier zu nehmen.
Der Grundgedanke
Früher haben insbesondere Plattenfirmen die kommerziellen Qualitäten eines Acts anhand dessen lokaler und regionaler Popularität gemessen: Zieht die Band in New York Publikum, gelingt ihr das auch in anderen Städten. Die Herausforderung beim Aufbau einer lokalen Fangemeinde liegt darin, das lokale – und damit begrenzte – Publikum nicht nur von sich selbst, sondern obendrein noch von der eigenen Stilrichtung zu überzeugen. Nicht jeder in der Stadt steht auf Heavy Metal, Hip Hop oder Jazz.
Durch die heutige weltweite Vernetzung, zahlreiche international erreichbare Webzines, Blogs, Portale, Mailorder Shops und digitale Vertriebe bekommt vor allem Nischenmusik, sei sie noch so obskur, unabhängig von Landesgrenzen, Busfahrplänen und Spritpreisen eine eigene Szene. Musiker haben damit die Möglichkeit, statt Missionsarbeit in der Heimatstadt zu leisten, in weltweit bestehende Gruppierungen und Netzwerke vorzudringen, die sich einzig und alleine mit einer ganz bestimmten Stilistik befassen. Man geht also dorthin, wo bereits eine Szene besteht.
Die Liveszene
Wenn die lokalen Auftrittsmöglichkeiten durch die Anzahl der Clubs begrenzt sind, tun sich zwei entscheidende Fragen auf: ein bunt gemischtes Publikum mag man zwar für 90 Minuten begeistern können, aber kann man den anwesenden Blues-Fan mit experimentellen Electrosounds wirklich bekehren, zu einem treuen Fan und Plattenkäufer machen? Gelingt es, die lokal ansässige Gothic Gemeinde (sofern sie existiert) in einen Club zu locken, der eher für Hip Hop bekannt ist?
Man tut sich leichter, wenn man gezielt dorthin geht, wo das passende Publikum bereits vorhanden ist: reine Jazzbühnen, Hip Hop Clubs, Läden in denen ausschließlich Punks verkehren, Country Festivals – auch wenn man dafür ein paar hundert Kilometer Anfahrt in Kauf nehmen muss. Dafür erlebt man vor Ort ein spezialisiertes Publikum, das nicht erst noch missioniert werden muss.
Die Medienszene
Die stilistisch zielgerichteten Medien, seien es Websites, Blogs, Magazine oder Radiosender, sind weltweit ansässig, weltweit verfügbar und haben Leser und Zuhörer aus aller Welt. Wer mag da noch über die lokale Tageszeitung in einen Renterhaushalt gelangen oder über den lokalen Rundfunk die Hausfrau beim Bügeln erreichen?
Wer also nicht gerade bewusst deutschsprachige Musik macht, sollte das weltweite Potential nutzen und international bemustern. Lieber mit ausführlicher Rezension von 1.000 interessierten Jazz Fans auf einem Jazzportal gesehen werden als ein paar Zeilen in einem lokalen Szeneheft bekommen, unter dessen angeblich 15.000 Lesern sich vielleicht 50 Jazzer befinden.
Verkauf
Über Downloadportale ist die eigene Musik zumindest in digitaler Form weltweit erhältlich. Doch auch die Liebhaber physischer Tonträger wollen beglückt werden. Es lohnt sich auf jeden Fall, in den wichtigsten Ländern mit Anlaufstellen wie Großhändlern (z.B. CD Baby) oder stilistisch spezialisierten Mailorder Shops (suchen: „Stil + Mailorder“) zu arbeiten. Aus eigener Erfahrung (Rock/Metal) mag ich sagen, dass der Verkauf im Ausland bzw. der Versand dort hin deutlich über die Hälfte meiner Verkäufe ausmachen.
Weiterhin ist es dann natürlich sinnvoll, die eigene Website sowie die Korrespondenz in den sozialen Netzwerken auf Englisch umzustellen.
— Am 12.10.2014 findet übrigens die zweite MusicBiz Madness Konferenz mit dem Schwerpunkt Promotion und Marketing in Frankfurt statt. Mehr zu Themen, Referenten und Anmeldung in Kürze.
Viel Erfolg
– Julian Angel
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