Wie präsentiert man sich richtig? Wie schreibt man Veranstalter, Presse und Labels an? Vielerorts besteht Verbesserungsbedarf, doch einige Musiker machen es mustergültig vor.
„Hallo, mein Name ist Fred. Ich bin seit 15 Jahren mit verschiedenen Bands aktiv in der Liveszene tätig. Ich habe am Sowieso Konservatorium Musik studiert mit Schwerpunkt Kompositionslehre, unter anderem bei Professor Müller und Dozent Meier. Vor fünf Jahren habe ich mein Hobby dann zum Beruf gemacht, da dies meinem leidenschaftlichen Naturell entspricht. Neben meiner Tätigkeit als privater Musiklehrer spiele ich solo als „FredEx“, im Duo „Two For You“, als Trio „Nimm Drei“ sowie in den Bands „The Happy’s“, „The Sunny’s“ und „The Funny’s“ (genau, mit Apostroph)…“
„Schön, schön, lieber Fred. Aber was willst Du denn von mir?“ fragt sich der Empfänger dieses Schreibens. Worum geht es Fred? Sucht er Gigs? Einen Plattenvertrag? Ein Management? Will er seine Musik promoten? Und wenn ja, um welche seiner Bands geht es überhaupt?
Egal ob A&R bei einer Plattenfirma, Redakteur bei einer Zeitung, Clubbetreiber oder Agent – sie alle haben Zeit nur in begrenztem Maß zur Verfügung, der Alltag ist in der Regel hektisch. Den Empfängern von Bandbewerbungen ist also sehr daran gelegen, alle wichtigen Informationen möglichst schnell aufnehmen zu können.
Wer will was und warum?
Hier trifft wieder der Klassiker mit den vielen „Ws“ aus der Schulzeit zu: Wer, was, wann, wo, wie, warum. Wer schreibt, warum schreibt er (Absicht), was hat er zu bieten? Dazu gegebenenfalls noch: Wann will er auftreten und wo?
Um all das möglichst treffend in Kürze herüberzubringen, lohnt sich die Übung, die man scheinbar in Werbeagenturen beherrschen muss: Eine umfassende Aussage in möglichst wenige Worte fassen. Versucht einmal, Euch bzw. Eure Band in einem einzigen Satz darzustellen:
David Feder und seine Band Salagua-Azul sagen „We’re Salagua-Azul and we play Hillbilly Flamenco“. Meine Band stelle ich so vor: “Hi, I’m Julian Angel of Beautiful Beast. We play Hair Metal like it’s 1989“. Macht das. Kreiert einen Satz, der alles aussagt. Was würdet Ihr einem davonfahrenden A&R noch schnell hinterher rufen?
Zur Sache kommen
Nach dieser kurzen, aber prägnanten Vorstellung darf Fred gleich sein Anliegen formulieren: „Ich kontaktiere Euch, um in Euer Programm aufgenommen zu werden.“ Oder „Falls diesen Monat bei Euch kurzfristig eine Band abspringt, können wir innerhalb von 12 Stunden einspringen – hier ist unsere Nummer…“
Im Anschluss würde noch ein (!) Satz passen, in dem Fred dem Empfänger ein wenig Hilfestellung gibt: „Auf Eure kleine Bühne würde unser Trio wunderbar passen“. „Unser Old-School Hip Hop wäre eine gute Ergänzung für Eure ‚Black Music’ Kategorie“.
Demomaterial
Tatsächlich verschicken viele Künstler unaufgefordert riesige Datenmengen: mp3s mehrerer Songs in voller Länge oder hochauflösende Bilder, die man nur mit Hin- und Herscrollen betrachten kann.
Besser ist ein Link zu einem Presskit oder einer Infoseite im Web. Ein einziger Link, keine Sammlung mit Links zu Website, Facebook, Youtube Video 1, Video 2, Video 3, Soundcloud usw. Bastelt eine separate Webpage, auf der man Bilder sehen und Demos anhören, einen kurzen Infotext lesen sowie ein Video ansehen – und all das auf Wunsch herunterladen kann. Weiter unten ist dann Platz für ein paar Referenzen – nur für die guten. Und ganz unten die vollständigen Kontaktdaten nicht vergessen.
Den Link zu dieser Infoseite fügt Fred dann in seine Bewerbungsemail mit ein: Hier findet Ihr alle Infos, Demos und Videos auf einen Blick: www.Fredsmusikseiteundsoweiter/info. Auf Wunsch senden wir Euch unseren Presskit per Post zu.
Daraufhin verabschiedet sich Fred. Und weil er inzwischen Profi durch und durch ist, fügt er in seiner eMail Signatur seine kompletten Kontaktdaten mit ein. Das ist nicht nur bei geschäftlichen eMails vorgeschrieben, es wirkt auch professionell und erleichtert dem Empfänger die Rückantwort.
Eine derartige Bewerbung wirkt alleine auf Grund ihrer Prägnanz professionell genug, so dass man sich den Verweis auf musikalische Doktorarbeiten, gewonnene Bandwettbewerbe oder den eigenen Lebenslauf sparen kann.
Musterschreiben
Natürlich gibt es viele Wege, sein Anliegen in Worte zu fassen. Ein schönes Beispiel liefert Aaron Davison von Renegade Music Marketing zur Kontaktaufnahme mit Musiksupervisoren bei Film und Fernsehen:
“Hallo ______,
mein Name ist Aaron Davison. Ich repräsentiere mehrere Musiker in verschiedenen Stilistiken. Ich möchte mich erkundigen, ob bei Euch aktuell Bedarf an neuer Musik besteht. Bitte lasst mich wissen, ob Ihr nach speziellen Sachen sucht und auf welchem Weg ich sie Euch am besten zukommen lassen kann.
Vielen Dank,
Aaron Davison“
Kurz und auf den Punkt.
Viel Erfolg – Julian Angel
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