Okay, Marketing ist wichtig, um als Musiker auf sich aufmerksam zu machen und dadurch Fans zum Kauf von CDs, Downloads, Konzerttickets und Merchandise zu bewegen. Während soziale Medien wie Facebook oder Youtube genau wie ein hoffentlich vorhandener Newsletter kostenlose Marketinginstrumente sind, gibt es weitere Marketingmethoden, für die Investitionen notwendig sind. Damit das Geld aber nicht sinnlos versickert, zeige ich hier die wohl effektivste Methode, ein absolut moderates Budget von 100 Euro anzulegen. Und wenn Ihr dadurch 10 oder 15 Alben mehr verkauft, hat sich die Sache bereits ausgezahlt.
Medienbemusterung – physisch
Ja, warum denn nun wieder physisch? Ganz einfach: Solange physische Tonträger gekauft werden, solltet Ihr sie anbieten. Und noch einmal: es gibt Stilrichtungen – überwiegend die traditionell handgemachten – in denen sich der Verkaufsanteil physischer Tonträger mit über 90% bemerkbar macht.
Ein weiteres Argument ist dieses hier: So gut wie alle Betreiber von Musikwebsites und Fanzines sowie auch viele Schreiber für ’größere’ Magazine tun ihre Arbeit ohne jegliche Vergütung. Sie tun es aus Liebe zur Musik sowie für den Spaß, den einen oder anderen Star backstage interviewen zu dürfen. Diese Idealisten freuen sich über jegliche Zeichen der Anerkennung, und da ein solcher Idealist höchstwahrscheinlich auch ein Sammler ist, freut er sich über eine echte CD der Band, der er mittels Rezension und Interview zu mehr Aufmerksamkeit verhilft. Geben und nehmen.
Oder von der anderen Seite aus betrachtet: Viele größere Magazine, Tageszeitungen und Websites behandeln physische Zusendungen vorrangig, viele darunter fluchen wiederum über jene Labels, die ihnen lediglich den Zugang zu einem Stream des Albums einräumen.
Recherche und Kontaktaufnahme
Sucht Euch die wichtigsten Magazine und Websites für Eure Musik heraus. Achtet dabei besonders auf die stilistische Relevanz. Wir alle wissen, dass Metal nicht gleich Metal ist, House nicht gleich House und dass es auch im Hip Hop zahlreiche Abstufungen und Unterkategorien gibt.
Bevor Ihr aber auf Verdacht Eure Promos verschickt, kontaktiert den Herausgeber, Betreiber oder passenden Schreiber, ob Interesse an einer Rezension besteht. Schreibt die Herrschaften bitte persönlich an, nehmt Bezug auf ein gelungenes Interview oder mögliche Gemeinsamkeiten und vergesst nicht den „sieh-erst-mal-selbst-ob-es-Dir-gefällt“ Link zu ein paar Soundbeispielen. So lässt sich der eine oder andere bösartige Schreiber bereits im Vorfeld aussortieren.
Bietet an, eine echte CD zu schicken und die fertige Rezension, das Interview etc. über alle Eure Kanäle (Website, Newsletter, Social Media) zu promoten, um dadurch auch ein paar neue Leser auf das Heft, die Website oder Blog aufmerksam zu machen.
Magazine, Website, Blogs und Radio
Ein im Radio gespielter Song ersetzt tausend Worte, dafür ist er aber auch schnell wieder verklungen. Die sprichwörtlichen tausend Worte bleiben wesentlich länger erhalten. Deshalb sollte der Schwerpunkt der Promotion auf Magazinen, Websites und Blogs liegen. Gerade bei Blogs solltet Ihr bedenken, dass diese oft eine große Leserschaft und damit auch großen Einfluss haben, durch das schnelle Aktualisieren der Beitrag über Euch aber auch umso schneller wieder aus dem Blickfeld nach unten oder auf die nächste Seite rutschen kann.
Und jetzt zum Geld
Sind wir einmal froh, dass es die Deutsche Post immerhin geschafft hat, das Porto für internationalen Versand auf ein (Rekord?) Tief von EUR 3,45 zu drücken. Noch 2008 kostete der Versand einer CD in die USA 8,00 Euro (in Worten: acht !!!).
Mit günstigen in großen Mengen erworbenen Umschlägen gehen wir einmal grob von Kosten für Inlandsversand von EUR 1,60 und für die Post ins Ausland von EUR 3,60 aus. Je nach Gewichtung – die wiederum vom Stil und der regionalen Akzeptanz abhängt – könnt Ihr also für einhundert Euro 40 Medienkontakte in Deutschland und 10 im Ausland bemustern. Oder 22 im Inland und 18 im Ausland.
Da speziell bei Spartenmusik (von Doom Metal über Minimal House bis Bluegrass) die wirklich zielgerichteten Medien relativ überschaubar sind, könnt Ihr damit bereits eine starke Präsenz innerhalb Eurer Szene erreichen.
Kleine Verluste…
…hat man immer. Sicherlich wird der eine oder andere Schreiberling nichts veröffentlichen, da hilft auch höfliches Nachhaken nicht mehr viel. Damit müssen wir alle leben, immerhin liegt der „Schwund“ erfahrungsgemäß dann doch deutlich unterhalb der 10% Marke.
Und digital?
Es gibt selbstverständlich auch viele Blogger und Betreiber von Webseiten, die digitale Zusendungen bevorzugen. Gerade bei Radiosendungen tut man sich leichter, die Songs in die Sendung einzupflegen, wenn sie bereits in digitaler Form vorliegen. Das könnt Ihr wunderbar kostenlos mitnehmen. Abgesehen vom Format ändert sich aber nicht viel: Fragt trotzdem persönlich an, seid kooperativ und revanchiert Euch.
Je zielgerichteter eine Promokampagne ist, umso größer ist ihre Wirkung, und im Gegensatz zur groß angelegten Streuwerbung lässt sich viel Geld sparen – oder im Umkehrschluss mit wenig Geld sehr viel erreichen. Natürlich müsst Ihr dafür sorgen, dass Eure frisch beworbene Musik auch erhältlich ist.
Und noch zwei weitere Tipps:
1. Entfernt die Cellophanfolie um die CDs
2. Der Vermerk „free promotional copy“ auf dem Umschlag soll die Zollbeamten in Übersee vom Schnüffeln abhalten und kann dadurch dem Empfänger mögliche Gebühren ersparen.
Viel Erfolg.
– Julian Angel
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